Der Thanatopraktiker bzw. die Thanatopraktikerin ist die Fachkraft im Bestattungshaus. Manchmal kommen Verstorbene durch Gewalteinwirkung, einen Autounfall, eine schwere Krankheit oder Suizid zu Tode. Der Thanatopraktiker sorgt dafür, dass die Hinterbliebenen auch dann würdevoll am offenen Sarg Abschied nehmen können. Mehr zum Thema erfahren Sie in diesem Beitrag.
Woher stammt die Berufsbezeichnung Thanatopraktiker? Ein kurzer Blick in die Thanatologie!
Die Griechen helfen bei dieser Frage weiter. Thanatos ist in der griechischen Mythologie der Gott des Todes. Beim Beruf des Thanatopraktikers handelt es sich um Tätigkeiten, die über die hygienische Versorgung, wie sie der Bestatter bei einem Verstorbenen vornimmt, hinausgehen.
Die Grenzen bei den Aufgaben des Bestatters, des Thanatopraktikers und Thanatologen in Bezug auf den toten Menschen sind fließend.
Aufgaben des Bestatters
Der Bestatter ist für die hygienische Grundversorgung zuständig. Die Toten kommen manchmal direkt aus dem Krankenhaus oder sie werden mit dem Ambulanzwagen ins Bestattungshaus gebracht. Dann befinden sich gegebenenfalls noch Gefäßzugänge und Nasen- oder Haut-Sonden im Körper. Diese und andere körperfremden Materialien wie Gebiss, Verbandsmaterial und Katheter werden vom Bestatter entfernt. Der Tote wird nun desinfiziert. Danach erfolgen das Waschen und das Vernähen von Wunden, was ebenfalls zum Beruf des Bestatters gehört.
Jetzt kommen wir zum Schönheitsprogramm:
- Die gründliche Rasur
- Das Haare waschen und föhnen
- Die Maniküre und Pediküre
Auf Wunsch der Hinterbliebenen werden die Verstorbenen auch geschminkt.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Leichenstarre bereits eingetreten und die Haut beginnt auszutrocknen. Mit einer speziell dafür entwickelten reichhaltigen Salbe massiert der Bestatter den Körper, bis er wieder weich und geschmeidig ist.
Um zu verhindern, dass Körperflüssigkeiten austreten, werden Nase, Kehle und After mittels eines Pulvers oder mit Watte verschlossen. Die Augen werden zugemacht, der Mund zugebunden. Zum Schluss wird der Verstorbene angezogen, bekommt sein Haar frisiert und wird geschminkt. Der Sarg ist bereits mit frischen Kissen und Decken versehen, damit der Tote hineingelegt und eingebettet werden kann.
Auf Anfrage haben Sie als Angehöriger die Möglichkeit, dieses Reinigungs- und Vorbereitungsritual zusammen mit dem Bestatter durchzuführen. Diese liebevolle Fürsorge und Nähe kann bei der Trauerverarbeitung und dem Loslassen eines geliebten Menschen helfen.
Falls Sie sich für den Beruf der Bestattungsfachkraft interessieren, dann ist unser Beitrag „Bestattungsfachkraft – Ausbildung und Beruf“ sicherlich sehr hilfreich für Sie.
Behandlung durch die Thanatopraxie
Die Thanatopraxie hingegen ist nur dem Fachmann vorbehalten. Weshalb das so ist, werden Sie gleich sehen.
Eine thanatopraktische Behandlung ist dann erforderlich, wenn eine Todesursache durch Gewalteinwirkung, Krankheit, Unfall oder Suizid vorliegt. Ein ästhetisches Erscheinungsbild ist für eine offene Aufbahrung vor der Bestattung unerlässlich. Deshalb gehört die Rekonstruktion von Körperteilen auch zur Thanatopraxie.
Ein ganz besonderes Verfahren in der Thanatopraxie ist das „Modern Embalming“. Wir kennen es von den alten Ägyptern. Es handelt sich hierbei um eine neuzeitliche Art des Einbalsamierens. Dazu wird das Blut mit dem verwesungshemmenden Wirkstoff Formaldehyd ausgetauscht. Auf diese Weise kann ein Toter etwa zwei Wochen aufgebahrt werden. Angehörige haben dann genug Zeit, um beispielsweise aus dem Ausland anzureisen. Wenn der Leichnam ins Ausland überführt werden soll, ist die Einbalsamierung sogar gesetzlich vorgeschrieben.
Das Einbalsamieren hat auch den Vorteil, dass keine blauen Flecken an Gesicht, Hals und Händen entstehen, da das Körpergewebe gefestigt wird. Die Zugabe eines roten Farbstoffes lässt den Verstorbenen manchmal sogar vitaler aussehen als vor seinem Ableben.
Der Thanatologe durchläuft eine intensivere Ausbildung als sein Thanatopraktiker-Kollege. Er erwirbt zusätzliche Kenntnisse, um sich auf die Weiterentwicklung der Thanatopraxie zu konzentrieren. Aber immer auch mit dem Bestreben, den Abschied für die Angehörigen zu erleichtern.
Wie belastend ist die Arbeit des Thanatopraktikers?
Wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist der Thanatopraktiker einer großen psychischen Belastung ausgesetzt. Vor allem dann, wenn Kinder Opfer geworden sind. Manchmal fehlen auch Gliedmaßen oder ein Kopf muss wieder angenäht werden. Eine große Herausforderung! Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen. Besonders hilfreich ist dabei ein gutes Team, das ein offenes Ohr hat und den Fachleuten bei der Verarbeitung des Erlebten zur Seite steht.
Thanatopraktiker werden zuweilen auch für Katastropheneinsätze gebraucht. Zum Beispiel 1999 beim schweren Erdbeben in der Türkei wurden von der Regierung 15 deutsche Thanatopraktiker angefordert. Dasselbe geschah einige Monate später in Taiwan. Ihre Aufgabe war dort jedoch die Seuchenprävention. Bei solchen Einsätzen wird man Bildern und Begegnungen ausgesetzt, die nicht leicht zu verarbeiten sind.
Die Ausbildung zum Thanatopraktiker
Wer eine praktische, berufsbegleitende Fortbildung mag, ist hier richtig. Der praktische Teil findet im Ausland, in Tschechien, statt. Von den fünf Modulen werden zwei bequem online durchgeführt.
Im theoretischen Teil der Fortbildung lernen die Teilnehmenden:
- Geschichtliches / Thanatologie
- Gesetze und Richtlinien in der Thanatopraxie
- Verwendete Produkte
- Medizinisches (Histologie, Angiologie und Osteologie)
Insgesamt umfasst die Fortbildung 250 Unterrichtsstunden.
Voraussetzung der staatlich anerkannten Prüfung ist das bestandene staatliche Examen zum geprüften Bestatter. Aber auch Bestattungsfachkräfte mit ausreichend Wissen und langjähriger Erfahrung werden unter bestimmten Umständen angenommen. Die Prüfung findet in mündlicher und schriftlicher Form bei der Handwerkskammer Düsseldorf statt.
Wenn Sie die Fortbildung an einem anderen Institut absolvieren möchten, empfiehlt es sich, die Lehrgangsinhalte vor einer Anmeldung durch das Institut für Thanatopraxie GmbH, Düsseldorf prüfen zu lassen.
Über die Kosten der Ausbildung gibt das Deutsche Institut für Thanatopraxie GmbH, Volmerswerther Str. 79, 40221 Düsseldorf, Tel. +49 211 1600810, E-Mail cambruzzi@bestatter.de gerne Auskunft. Nicht zu vergessen sind dabei die Anreise- und Übernachtungskosten. Manchmal übernimmt auch der Arbeitgeber diese Auslagen. Denn ein Thanatopraktiker im Bestattungshaus zu haben, erweitert sein Angebot.
Arbeitsfelder und Jobsuche
In Deutschland gibt es nur etwa 150 ausgebildete Thanatopraktiker. Auch wenn es nach wenigen Fachkräften klingt, diese Anzahl ist mehr als genug. Kein Bestatter benötigt täglich eine solche Fachkraft. Aber bei der Suche nach Jobs stellt diese Zusatzausbildung ein klarer Wettbewerbsvorteil dar. Trotzdem steht die Qualifikation als Bestatter bei den Jobs im Vordergrund.
Langsam findet in dieser Branche auch ein Umdenken statt. Bestattungshäuser erkennen die Notwendigkeit unverzüglich einen Thanatopraktiker hinzuzuziehen zu können. Deshalb werden sie auch vermehrt als Freelancer eingestellt.
Tatortgruppen haben ebenfalls die Vorteile dieser Fachleute für sich entdeckt und arbeiten häufiger mit ihnen zusammen. Nach Unfällen oder Suizid braucht es solche Spezialisten am Tatort, um die Toten für den Abtransport mit dem Leichenwagen vorzubereiten. Der Tatortgruppe ist es so möglich, etwa den Unfallort schneller wieder für den Verkehr freizugeben. Diese Entwicklung bietet den Thanatopraktikern die Möglichkeit, ihr eigenes kleines Unternehmen zu gründen.
Stellenangebote und Stellengesuche finden Sie am besten beim BDB (Bundesverband Deutscher Bestatter e. V.) unter Jobbörse. Dem Verband sind 3.200 Bestattungshäuser angeschlossen. Mit allen Filialen sind es sogar 4.800 an jedem größeren Ort! Warum nicht ein paar dieser Unternehmen mit einer ansprechenden Initiativbewerbung beglücken?
FAQ Thantaopraktiker
Was unterscheidet den Thanatologen vom Thanatopraktiker?
Der Thanatologe beschäftigt sich wissenschaftlich mit den Themen Sterben und Tod, insbesondere im Kontext der
- Psychologie
- Philosophie
- Soziologie.
Im Gegensatz dazu ist der Thanatopraktiker praktisch tätig. Seine Aufgaben sind:
- Durchführung der Totenversorgung
- Konservierung von Verstorbenen
Dies ermöglicht eine würdevolle Abschiednahme der Angehörigen. Beide Berufsgruppen haben das Ziel, den Umgang mit dem Tod für die Hinterbliebenen zu erleichtern.
Was bedeutet Thanatopraxie / Thanatologie?
Thanatopraxie beschreibt die praktische Arbeit der Verstorbenenpflege, insbesondere die Konservierung und Wiederherstellung des Körpers für eine würdige Aufbahrung. Die Thanatologie hingegen beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Tod und den damit verbundenen kulturellen, psychologischen und philosophischen Aspekten des Sterbens.
Was macht eigentlich ein Thanatopraktiker?
Ein Thanatopraktiker kümmert sich um die hygienische Versorgung, Konservierung und Wiederherstellung des Verstorbenen, damit die Angehörigen eine würdevolle Abschiednahme am offenen Sarg erleben können. Dies kann auch aufwendige Rekonstruktionen umfassen, insbesondere bei einem Todesfall durch Unfall, Suizid oder Gewalteinwirkung.
Was verdient denn ein Thanatopraktiker?
Das Gehalt eines ausgebildeten Thanatopraktikers liegt in Deutschland durchschnittlich zwischen 2.300 € und 3.200 € brutto pro Monat bei einer 40-Stunden-Woche. Die genaue Vergütung variiert je nach Berufserfahrung, Qualifikation, Unternehmensgröße und Region.
Rechtshinweis: Dieser Beitrag dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Obwohl die Inhalte sorgfältig recherchiert wurden, übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Informationen. Bei rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten empfehlen wir, sich an einen qualifizierten Juristen oder entsprechende Fachstellen zu wenden.
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