Seit vielen Jahren begehen die Christen am 11. November eines jeden Jahres den Martinstag, an dem sie dem im 4. Jahrhundert lebenden Martin von Tours gedenken, der durch sein von Nächstenliebe geprägtes Verhalten und sein asketisches Leben zum Schutzpatron der Bettler wurde. Doch was steckt eigentlich hinter St. Martin? Was Sie rund um die Bräuche zu St. Martin wissen müssen und wie Sie diesen Tag für Kinder ganz besonders gestalten, zeigen wir Ihnen heute.
Die St.-Martins-Geschichte: Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Güte
Die Geschichte von Martin von Tours begann 316 mit seiner Geburt im ungarischen Sabaria (heute Szombathely). Auf Wunsch seines Vaters trat er im Alter von 15 Jahren in den römischen Soldatendienst ein. Im Jahr 334 kam es zu dem Vorfall, den die meisten Christen kennen dürften: Am Stadttor von Amiens traf er auf einen unbekleideten Bettler. Nachdem dem Mann niemand half, teilte Martin seinen eigenen Mantel mit seinem Schwert und gab dem Bettler die eine Hälfte.
In der darauffolgenden Nacht erschienen dem jungen Mann Jesus Christus und seine Engel im Traum – Jesus war mit seinem Mantel bekleidet. Martin war sich sicher, dass Jesus ihn persönlich in Gestalt eines Bettlers geprüft habe. Daraufhin verließ er das Militär, ließ sich von Hilarius taufen und lebte fortan als Einsiedler in Genua. 361 veranlasste Hilarius, mittlerweile Bischof von Poitiers, dass Martin das erste Kloster des Abendlandes in Liguge gründete. Zehn Jahre später erhielt er die Bischofsweihe und war viele Jahre lang ein gütiger und beliebter Bischof, der auf die Bedürfnisse und Sorgen der einfachen Leute achtete. Obwohl ihm als Bischof viele Privilegien und ein sorgloses Leben zugestanden hätten, verzichtete er auf alles und lebte asketisch in ärmlichen Hütten, wodurch er den Zorn des damals sehr mächtigen Klerus auf sich zog.
Der 11. November, der heute als Martinstag gefeiert wird, ist der Tag seiner Bestattung. Nach seinem Tod wurde er heiliggesprochen, obwohl er kein Märtyrer im herkömmlichen Sinne war – die Bevölkerung war überzeugt, dass er die Heiligsprechung allein aufgrund des Martyriums der Askese verdient hatte.
Kindgerecht aufbereitet zeigt dieses Video die wundervolle St. Martinsgeschichte:
Bräuche rund um St. Martin
Es gibt zu St. Martin Bräuche, die schon seit vielen Jahrzehnten von den Deutschen und auch in benachbarten Ländern erhalten werden. Zu den wichtigsten Brauchtümern gehören:
- Sankt-Martins-Umzug: Diese Umzüge, die meist von Kindergärten und Schulen initiiert und von Eltern und Großeltern begleitet werden, finden stets um den 11. November statt. Wenn es dunkel wird, gehen alle mit selbst gebastelten Laternen los und singen Martinslieder. Zum Abschluss erhalten die Kinder vor einem großen Martinsfeuer je nach Region zum Beispiel gebackene Stutenkerle, Martinsgänse, Martinshörnchen oder Martinsbrezeln, die sie miteinander teilen, so wie Martin seinen Mantel teilte. Begleitet werden die Umzüge oftmals von einem Reiter auf einem Schimmel, der den Heiligen darstellt.
- Martinssingen: Bei dieser Variante des Umzugs ziehen die Kinder von Tür zu Tür und singen den Bewohnern der Häuser Martinslieder vor, während sie sie um Süßigkeiten, Obst oder Gebäck bitten.
- Martinisingen: Der Ablauf des Martinisingens ist ähnlich, findet aber vor allem in evangelisch geprägten Gegenden am Vorabend des Martinstags statt und bezieht sich auf Martin Luther.
- Martinsgans: Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür, woher die Martinsgans – in Österreich Martinigans oder Martinigansl – stammt. Tatsache ist: Hierzulande isst man am Martinstag bevorzugt Gänsebraten mit Semmel- oder Kartoffelklößen und Rotkohl.
- Besuch vom Pelz-/Nussmärtel: In bestimmten protestantischen Gegenden im Süden Deutschlands (z. B. im Donauries, in Mittelfranken, auf der Schwäbischen Alb) bekommen die Kinder am Martinstag vom Pelz- oder Nussmärtel Geschenke.
Die schönsten Martinslieder
Wohl ziemlich jedes Kind in Deutschland kennt das Lied mit dem Titel „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ und auch „Ich geh’ mit meiner Laterne“ dürfte vielen ein Begriff sein. Ferner gibt es natürlich viele weitere schöne Martinslieder, die an diesem besonderen Tag gesungen werden können, zum Beispiel:
- Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
- Sei gegrüßt Sankt Martin Gottesmann
- Durch die Straßen auf und nieder
- Ich habe eine feine Laterne
- Seht unsere Laterne
Zu St. Martin eine Laterne basteln: Ein Luftballon macht es möglich
Wenn Sie mit Ihren Kindern eine Laterne basteln möchten, bietet sich Ihnen eine riesige Auswahl an möglichen Motiven. Zunächst einmal brauchen Sie jedoch das Grundgerüst. Damit Sie mithilfe eines Luftballons, Pappmaschee und Kleister eine Laterne basteln können, haben wir für Sie eine praktische Anleitung zusammengestellt, die Sie hier herunterladen können.
Vereinfacht gesagt bekleben Sie dabei einen aufgeblasenen Luftballon mit eingekleistertem Transparentpapier, das zuvor in Stücke oder Streifen gerissen wurde. Nach zwei bis drei Tagen, wenn das Ganze getrocknet ist, piksen Sie den Luftballon mit einer Nadel an, sodass Sie ihn entfernen können. Zurück bleibt eine tolle Hülle, die im Inneren eine Kerze aufnimmt und so nach außen ein wunderschönes, farbiges Licht abgibt. Natürlich können Sie Ihre runde Laterne zusätzlich verzieren und aus der Luftballon-Laterne eine Eule oder andere Tiere basteln. Diese Anleitung ist die ideale Option für Sie, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kleinkind eine Laterne basteln möchten.
Laterne basteln aus PET-Flasche: mit jedem beliebigen Motiv
Auch aus einer PET-Flasche können Sie mit Kindern eine Laterne basteln. Gehen Sie dafür Schritt für Schritt folgendermaßen vor:
- Schritt: Wählen Sie eine PET-Flasche mit möglichst geradem Flaschenkörper aus. Schneiden Sie mit einem Bastel- oder Teppichmesser den Flaschenhals ab, sodass nur der gerade Teil der Flasche übrig bleibt.
- Schritt: Wählen Sie eine dekorative Serviette aus und teilen Sie sie in die einzelnen Schichten auf, sodass schließlich nur noch die dünne, bedruckte Oberseite übrig bleibt.
- Schritt: Schneiden Sie die Serviette auf die Größe der Flasche zu, sodass das Motiv rund um den Flaschenkörper passt.
- Schritt: Kleistern Sie einen Teil der Flasche ein und drücken Sie die Serviette darauf. Wiederholen Sie das Ganze, bis die Serviette rundherum angeklebt ist. Lassen Sie die Flasche trocknen.
- Schritt: Stechen Sie mit dem Bastelmesser an der Öffnung oben links und rechts zwei kleine Löcher in das Plastik, durch das Sie den Draht führen können.
- Schritt: Biegen Sie aus einem Stück stabilem Draht einen Bogen, führen Sie die zwei Enden durch die zwei gebohrten Löcher in der Flasche und verdrehen Sie sie so, dass sie nicht versehentlich zurückrutschen können. Am Draht können Sie nun den Griff befestigen.
Eine Anleitung fürs Laternenbasteln mit einer PET-Flasche finden Sie hier:
Klassische, runde Laterne basteln: kreativ mit Scherenschnitt
Typische Martins-Laternen, wie sie häufig in Kindergärten gebastelt werden, sind zylinderförmig. Auf der runden Fläche bieten sie viel Platz für Ihre Ideen und Motive.
Diese Variante der Martins-Laterne peppen Sie mit einem Scherenschnitt ganz einfach auf. Dabei zeichnen Sie die Umrisse eines Schattens auf Papier (z. B. Sterne) und schneiden sie aus. Der Rest des Papiers bildet die Wand Ihrer Laterne. Überkleben Sie jetzt je nach Wunsch die offenen Bereiche noch mit buntem Transparentpapier. So entsteht ein Aussehen ähnlich wie bei einem bunten Kirchenfenster. Stellen Sie eine Kerze ins Innere, wird das Licht durch die ausgeschnittenen Partien nach außen dringen und sie so hervorheben, ähnlich wie bei einem ausgehöhlten Kürbis.
Zu St. Martin Laterne basteln: Ideen für kreative Motive
Die Fantasie der Kinder kennt keine Grenzen und dementsprechend groß ist auch die mögliche Motivvielfalt der Laternen zu St. Martin. Einige tolle Motive und Ideen haben wir hier für Sie zusammengetragen:
- Eule: Ergänzen Sie eine Laterne auf Basis eines Luftballons um ein Eulengesicht und Füße aus Tonpapier sowie Flügel aus bunten Federn.
- Drache: Basteln Sie eine zylinderförmige Martins-Laterne aus grünem Transparentpapier. Daran befestigen Sie einen Kopf, kleine Flügel und einen Schwanz aus grünem Tonpapier, der mit roten Stacheln besetzt ist.
- Laterne mit Blättern: Nutzen Sie Transparentpapier für die zylinderförmige Laterne und bekleben Sie es mit verschiedenen Herbstblättern. Scheint das Licht später durch das Transparentpapier, entsteht ein toller Look.
- Fisch: Eine Luftballon-Laterne verwandeln Sie ganz einfach in einen Fisch. Dazu kleben Sie Flossen, eine große Schwanzflosse (z. B. aus Krepppapier), Augen und einen großen Fischmund an. Beim Bekleben des Luftballons mit Papierstreifen verwenden Sie am besten sehr viele unterschiedlich gefärbte kleine Fetzen und auch silbrig schimmerndes Papier. So sieht Ihre Fisch-Laterne aus wie der allseits beliebte „Regenbogenfisch“.
- Gespenst: Um ein Gespenst zu erreichen, bekleben Sie Ihren Luftballon ausschließlich mit weißen Papierfetzen. Nach dem Trocknen geben Sie ihm ein Gesicht und kleben an die Unterseite jede Menge lange, weiße Kreppbänder (Tragehöhe des Kindes beachten). Das erinnert gleich ein wenig an Dekoration zu Halloween und passt einfach zur dunklen Jahreszeit.
- Fledermaus: Ein Fledermaus-Motiv setzen Sie am einfachsten in Form eines Scherenschnitts um.
Sicherheit am Martinstag: Echte Kerze oder LED-Alternative?
Auch wenn Teelichter an sich nicht gefährlich wirken – immer wieder kommt es am Martinstag dazu, dass einzelne Laternen in Rauch aufgehen, wenn das Kind sie zu schief gehalten hat oder sie gar zu Boden gefallen ist. Deshalb gehen immer mehr Kindergärten dazu über, statt echter Kerzen kleine LED-Teelichter zu verwenden. Diese verströmen ein authentisches Licht, ohne dass davon eine Gefahr ausginge. Teilweise werden auch Leuchtstäbe verwendet, an deren Spitze eine Schnur mit einem kleinen Licht befestigt ist. Dieses baumelt dann in der Laterne und bringt sie zum Leuchten.
Schon in wenigen Tagen ist St. Martin – wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Basteln der Laterne mit Ihren Kindern!
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