Was ist Trauer: Umgang mit dem Schmerz und richtig trauern

Was ist Trauer, Trauernde an Sarg beim Bestatter

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Wann erlebten Sie den ersten Todesfall, bei dem Sie tiefe Trauer empfunden haben? Wahrscheinlich haben Sie das Ereignis bis heute nicht vergessen. Meistens werden Menschen zum ersten Mal mit einem schweren Verlust konfrontiert, wenn ein Großelternteil stirbt. Aber natürlich gibt es auch anderen Momente, die den Zustand der Trauer auslösen. Liebeskummer oder die Mitteilung einer schlimmen Erkrankung können ebenfalls Schmerz verursachen. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns intensiv mit dem Trauern. Was ist Trauer? Wir beantworten sämtliche Fragen und zeigen auch, warum es so wichtig ist, den Gefühlen Raum zu geben.  

Was bedeutet Trauern konkret? 

Damit wir genau verstehen, was bedeudet Trauer eigentlich, schauen wir uns die Definition der Trauer Bedeutung in Dorsch – Lexikon der Psychologie an. Dort steht geschrieben: 

„Trauer bezeichnet die natürliche Reaktion auf das Erleben eines Verlusts bzw. die Bewältigung einer Verlusterfahrung. In der Regel handelt es sich dabei um den Verlust einer Bezugsperson durch deren Tod, […] Trauer ist somit ein mehrdimensionales Phänomen, das interindi. und interkult. große Unterschiede aufweist. Wenngleich per se nicht als Krankheit aufgefasst, ist Trauer mit dem Risiko einer behandlungsbedürftigen somatischen und/oder psych. Störung verbunden. […]“ 

 Aus: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/trauer-trauern 

Trauer muss nicht zwangsläufig mit einem Todesfall zusammenhängen. Menschen trauern auch, wenn etwa die Kinder aus dem Elternhaus ausziehen, ein Haustier stirbt, sie eine Trennung erfahren oder eine Fähigkeit verlieren. Für manche bricht etwa eine Welt zusammen, wenn sie nach einer Knieoperation nicht mehr aktiv Fußball spielen können. Wenn wir Dinge oder Menschen verlieren, die uns lieb und wertvoll sind, dann trauern wir.  

Jeder Mensch ist in der Lage, zu trauern. Das Gefühl ist von Geburt an in uns angelegt. Interessant ist, dass zwar alle Menschen trauern, sie es aber auf unterschiedliche Weise tun.  

Solange die Trauer keine behandlungsbedürftigen Züge annimmt, klingt sie normalerweise im Laufe der Zeit ab. Krankhaft kann die Trauer werden, wenn Sie sie nicht richtig verarbeiten. Manche Menschen verdrängen das Schmerzgefühl, andere baden sich intensiv darin.  

Experten sprechen von 2 Formen der Trauer (Bedeutung): 

  • Akute Trauer: Ein aktueller Verlust löst die Trauer aus.  
  • Ungelöste Trauer: Das Trauergefühl stammt aus der Vergangenheit und wird über Jahre mitgetragen. 

Aufmerksam werden sollten Sie, wenn auch 6 Monate nach dem Trauerfall die Trauer nicht nachlässt. Dann kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe einzuschalten.  

Unsere Sterbebilder von meine Kartenmanufaktur. Collage aus Beispielen für Sterbebilder

Was bedeutet Trauer: Wie zeigt sie sich? 

Es gibt verschiedene Ebenen, auf denen die Trauernden reagieren. Was bedeutet Trauer also auf den verschiedenen Ebenen? Die Verlustreaktionen reichen dabei von Weinen, Schreien und Appetitlosigkeit über Angst und Übelkeit bis zum Hadern mit dem Schicksal und dem eigenen Glauben.  

Auf folgenden Ebenen finden Trauerreaktionen statt: 

  • Psychische Reaktionen: Weinen, Angst, Aggressivität, Zorn, Desinteresse, Einsamkeit, Verwirrung, Halluzinationen, Verzweiflung, weniger Lebensfreude 
  • Soziale Verlustreaktionen: Rückzug, Verdrängung von Erinnerungen, permanente Gespräche über den Verlust 
  • Körperliche Reaktionen: Gewichtsabnahme, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit mit und ohne Erbrechen, Frieren, Zittern 
  • Spirituelle Reaktionsmöglichkeiten: Zweifeln an dem Schöpfer, verstärkte Hinwendung zur Religion, permanentes Beten, Abwenden vom Glauben 

Die Trauer zeigt sich bei Menschen ganz unterschiedlich. Manche ziehen sich komplett zurück, andere benötigen den Kontakt zur Familie und zu Freunden, um immer wieder über das Erlebte zu sprechen.  

Was sind die 4 bzw. 5 Phasen der Trauer? 

Auch wenn Menschen unterschiedlich trauern, kann die Trauer in 4 bis 5 Phasen eingeteilt werden. Wissenschaftler haben Modelle zur Trauer erstellt, die sich in den Phasen unterscheiden. Wenn wir uns fragen „Was ist Trauer?“, sollten wir uns die 6 bekanntesten Konzepte dazu ansehen: 

  1. Elisabeth Kübler-Ross: Leugnen – Zorn – Verhandeln – Depression – Annahme 
  2. Verena Kast: Nicht-Wahrhaben-Wollen – Aufbrechen der Emotionen – Suchen, Finden, Trennen – neuer Selbst- und Weltbezug 
  3. Yorick Spiegel: Schock – Kontrolle – Regression – Adaption 
  4. John Bowlby und Colin Murray Parkes: Betäubung – Sehnsucht – Verzweiflung – Neuaufbau 
  5. Ruthmarijke Smeding: Schleusenzeit – Januszeit – Labyrinthzeit – Regenbogenzeit  
  6. William Worden: Realität des Verlusts akzeptieren – Schmerz erfahren und verarbeiten –Anpassung an eine Welt ohne den Verstorbenen – dem Verstorbenen auf Gefühlsebene einen neuen Platz zuweisen, lernen, mit der Erinnerung weiterzuleben 

Wir können hier nicht auf alle Trauermodelle genauer eingehen, möchten Ihnen aber das Konzept von Verena Kast im Detail vorstellen. Die Psychotherapeutin aus der Schweiz entwickelte in den 1980er-Jahren ihr Modell unter anderem auf Basis der Forschungen der Vorreiterin Elisabeth Kübler-Ross.  

Verena Kast: Die 4 Trauerphasen 

Nicht wahrhaben wollen 

Am Anfang wirken die Trauernden beinahe wie betäubt. Sie stehen unter Schock, insbesondere wenn der Tod plötzlich und unerwartet kommt. Sie können die Tatsache, dass der geliebte Mensch gestorben ist, bisher nicht wahrnehmen. Je nach Einzelfall hält die erste Phase ein paar Stunden bis zu einer Woche an.  

Aufbrechen der Emotionen 

Ist die Emotionslosigkeit vorüber, bahnen sich starke Gefühle ihren Weg. Wut ist genauso möglich, wie Angst und Schuld. Die Trauernden begeben sich auf die Suche nach einem Schuldigen. Das kann etwa das Pflegepersonal sein. Falls ein Mensch einen Suizid begangen hat, dann sehen die Angehörigen allerdings nicht den Selbstmörder in der Schuld. Es werden gerne Verantwortliche in seinem Umfeld und Leben gesucht. Je jünger ein Verstorbener ist und je plötzlicher der Tod kam, desto stärker fallen die Emotionen der Hinterbliebenen in der Regel aus.  

Suchen, Finden, Trennen 

Diese Phase gestaltet sich so, als würden die Angehörigen nach dem Verstorbenen suchen. Sie gehen an bedeutungsschwere Orte, sucht die Nähe von Menschen, die dem Verstorbenen ähnlich sind. Oftmals wird auch mit dem Verschiedenen ein innerer Dialog begonnen. In dieser Trauerphase beginnt oftmals die langsame Ablösung von dem Verstorbenen. Die Hinterbliebenen trennen sich jetzt vielleicht von Gegenständen. Es besteht aber auch die Gefahr, dass jetzt ein imaginäres Leben begonnen wird. Der Trauernde zieht sich immer mehr aus der Wirklichkeit zurück. In seiner Fantasie lebt der Verstorbene weiter.  

Neuer Selbst- und Weltbezug 

Der Trauernde kann den Verlust jetzt annehmen. Er vergisst den Verstorbenen nicht, sondern trägt ihn in sich weiter. Dennoch ist er offen für neue Beziehungen und das Leben. Falls diese Trauerphase nicht erfolgreich absolviert wird, lebt der Hinterbliebene das Leben des Toten weiter.  

Warum muss man nach einem Trauerfall oder Verlust trauern? 

Wird ein schwerer Verlust erlitten, ist es wichtig, dass die Betroffenen trauern. Denn nur so kann die Seele heilen. Wie genau mit der Trauer umgegangen wird, spielt keine Rolle. Bei jedem Menschen drückt sich das Schmerzgefühl anders aus. Jeder durchläuft die Phasen unterschiedlich. Auch die Dauer der Trauer ist individuell.  

Was bedeutet Trauern also in Bezug auf die Seele und Psyche? Wird die Trauer nicht richtig verarbeitet, kann sich eine behandlungsbedürftige Situation ergeben. Die Angehörigen kommen dann nicht über den Verlust hinweg.  

Was bedeutet Trauer mit krankhaften Ausmaßen?

Ob eine Trauer noch normal oder bereits krankhaft wird, ist nur schwer einzuschätzen. Denn das hängt nicht nur von dem Betroffenen ab, sondern auch von den Hintergründen des Todesfalls, der Lebensgeschichte sowie Lebenssituation des Trauernden.  

Grundsätzlich gilt es als krankhaft, wenn die Trauernden es nicht in einer angemessenen Zeitspanne in die letzte Trauerphase schaffen. Was angemessen ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Viele Psychotherapeuten und Ärzte gehen von einer Zeitspanne von einem halben Jahr aus. Aber diese Vorgabe ist mit Vorsicht zu genießen. In manchen Fällen ist es auch völlig normal, nach einem Jahr noch zu trauern.  

Generell kommt die Trauer in Wellen. Besondere Ereignisse wie Weihnachten oder der Geburtstag des Verstorbenen können selbst Jahre nach dem Verlust noch Traurigkeit auslösen und die Trauer Bedeutung wieder sehr präsent erscheinen lassen. Das ist normal, wenn ansonsten das Leben ohne Einschränkungen gelebt werden kann.  

Aber es gibt Menschen, die aus einer Trauer heraus eine Depression entwickeln. Dann ist professionelle Hilfe notwendig. Wie hoch die Zahl der Betroffenen ausfällt, ist unklar. Eine Studie geht von rund 10 Prozent der Bevölkerung aus, bei denen Trauer krankhaft wird.  

Krankhafte Trauerreaktionen werden unterschieden in: 

  • Chronische Trauer 
  • Verzögerte Trauer 

Chronische Trauer 

Was ist Trauer in krankhafter, chronischer Form?

  • Betroffene können nicht vom Verlust loslassen.  
  • Sie weisen sich selbst die Schuld zu.  
  • Die Trauernden werden oft wütend.  
  • Sie wirken emotionslos, verbittert und kapseln sich von der Umwelt ab.  
  • Ihre Lebensqualität ist langfristig eingeschränkt. 
  • Die Trauernden idealisieren den Verstorbenen. 
  • Es kann zu blankem Hass gegen sich und andere kommen. 
  • Der Betroffene ist unorganisiert und kann sein Leben nicht mehr ordentlich weiterführen.  
  • Er kann ein gestörtes Sozialverhalten entwickeln.  
  • Angststörungen und Depressionen können folgen.  
  • Es besteht unter Umständen Sucht- und Suizidgefahr.  

Bei der chronischen Trauer müssen nicht zwangsläufig psychische Störungen auftreten. Aber immer ist die Lebensqualität dauerhaft verschlechtert. Das führt dazu, dass die Aufgaben in der Arbeit, im Haushalt und im Umfeld nicht mehr richtig ausgeführt werden können.  

Verzögerte Trauer 

Eine weitere Form der pathologischen Trauer ist die verzögerte Trauer. Sie tritt erst viel später als der eigentliche Verlust auf. Oftmals werden die depressiven Verstimmungen sowie körperlichen Symptome dann nicht mit dem Todesfall in Zusammenhang gebracht. Die Reaktionen können viele Jahre nach dem Vorfall auftauchen. Teilweise verspürt es der Betroffene erst, wenn er selbst in das Sterbealter des Verstorbenen kommt. Um die verzögerte Trauer aufzudecken, bedarf es meistens einer psychotherapeutischen Behandlung.  

So können Menschen lernen, mit den aktuellen Schmerzen beim Trauern umzugehen 

Der wichtigste Punkt ist, die Trauer zuzulassen. Verdrängen Sie Ihre Gefühle nicht, sondern stellen Sie sich ihnen, erkennen Sie die Trauer Bedeutung an, auch wenn es wehtut. Dies heißt auch, zur Beisetzung zu gehen, denn dadurch wird der Verlust realer. Vielleicht gibt es auch eine Aufbahrung. Nutzen Sie die Gelegenheit und sehen Sie sich den Verstorbenen ruhig an. Er wird im Vorfeld von einem Bestatter oder Thanatopraktiker sorgfältig zurechtgemacht und wirkt normalerweise friedlich. Je wirklicher der Abschied erscheint, desto rascher kann Ihr System ihn annehmen.  

Ob Sie über Ihren Schmerz sprechen oder ihn zu Papier bringen, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass Sie sich mit Ihren Gefühlen auseinandersetzen. So hart die Konfrontation mit unangenehmen Emotionen auch ist, sie ist wichtig. Dennoch sollte der Schmerz nicht den kompletten Raum einnehmen. Lenken Sie sich zwischendurch ab. Der Verstorbene hätte sicher nicht gewollt, dass es Ihnen permanent schlecht geht. Tun Sie sich etwas Gutes. Sie dürfen sich etwas gönnen, obwohl der Tote nicht mehr da ist. Falls Sie den Wunsch nach Trauerbegleitung verspüren oder das Gefühl haben, dass Sie der Schmerz auffrisst, dann suchen Sie sich Hilfe.  

Sie können sowohl psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen als auch Selbsthilfegruppen aufsuchen. Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden Sie hier: 

Falls Sie sich nicht danach fühlen, in die Öffentlichkeit zu treten, dann suchen Sie sich einfach eines der Angebote im Internet aus: 

Scheuen Sie sich auch nicht davor, die Telefonseelsorge anzurufen, falls es Ihnen schlecht geht. Die kostenlosen Telefonnummern lauten: 

  • 0800/111 0 111 
  • 0800/111 0 222 

Sie müssen nicht allein leiden, sondern dürfen jederzeit Hilfe annehmen. 

FAQ Was ist Trauer?

Abschied nehmen: Was bedeutet Trauer?

Trauer ist eine natürliche emotionale Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen. Nach Trauerfällen äußern sich Gefühle wie Schmerz, Traurigkeit, Wut oder Angst im Laufe des Trauerprozesses. Dies kann sich sowohl auf das seelische als auch körperliche Wohlbefinden auswirken. Der Verlust eines geliebten Menschen bringt nicht nur Trauer mit sich, sondern verändert auch die gesamte Lebenssituation der Angehörigen. Trauer ist ein wichtiger Bestandteil des Trauerprozesses und hilft dabei, den aktuellen Verlust zu verarbeiten.

Trauer-Bedeutung: Welche Trauerphasen gibt es?

Es gibt folgende Phasen im Trauerprozess:

  • Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens:
    • Der Tod wird zunächst geleugnet, die Gefühle sind wie betäubt.
  • Phase der aufbrechenden Gefühle:
    • Emotionen wie Wut, Traurigkeit und Schuldgefühle treten in den Vordergrund.
  • Phase der Auseinandersetzung:
    • Die Angehörigen setzen sich bewusst mit dem Verlust auseinander und beginnen, die Trauerarbeit zu leisten.
  • Phase der Neuorientierung:
    • Die Trauer lässt nach, und der Mensch findet wieder Stabilität im Alltag.

Wie als Trauernder die Trauer bewältigen?

  • Begleitung durch den Bestatter oder eine Selbsthilfegruppe suchen.
  • Eine Gedenkseite anlegen, um den geliebten Menschen zu ehren.
  • Rituale und Trauerarbeit in den Prozess und Alltag integrieren.
  • Über den Schmerz sprechen, um den Prozess der Heilung zu unterstützen.
  • Sich Zeit lassen, die einzelnen Phasen der Trauer zu durchlaufen und sich nicht unter Druck zu setzen.

Wie äußert sich Trauer?

Was bedeutet Trauer in Hinblick auf unsere Reaktionen und Gefühle:

  • Emotionale Symptome: Traurigkeit, Wut, Schuld, Angst und Einsamkeit.
  • Körperliche Symptome: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und innere Unruhe.
  • Verhaltensänderungen: Rückzug, Weinen, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit.
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